Als ich im Sommer 2010 das erste Mal im Zelt auf der Mercedes Benz Fashion Week Berlin saß und auf die Schau von Rena Lange wartete, hatte ich wirklich keine Idee, was mich erwarten könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Mode von Rena Lange eher aus Lookbooks und verband vornehmlich klassische Kostüme, Goldknöpfe und Bubikrägen mit dem Münchner Label. Zumindest bis die Schau begann und die ersten Models über den Catwalk liefen. Ich war hin und weg von einer Kollektion mit maritimen Flair, klassischen Details und Schnitten aber trotzdem einer gehörigen Portion Coolness und Sexappeal. Leuchtende Chiffonkleider, Röcke und Blusen flatterten an mir vorbei, superknappe Shorts und gestreifte Bodies, sexy Filmdiven in bodenlangen Strick- und Jerseykleidern und coolen Retro-Sonnenbrillen mit kreisrunden Gläsern, inspiriert von den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Dazu wurden verführerische Gladiatoren-Sommerstiefel oder asymmetrische Riemchen-Sandalen kombiniert, supercool! Meine Must-Have-Liste für Sommer 2011 wurde länger und länger. Mit dieser Kollektion gelang dem Haus Rena Lange eine wunderbare Verknüpfung von Tradition und Moderne und es zeigte mal wieder, dass es sich absolut lohnt, den heimischen Marken treu zu bleiben, anstatt immer nur sehnsüchtig nach Paris, Mailand oder New York zu schauen. Daniel Günthert, der das Unternehmen 2001 von seinen Eltern übernommen hatte, statuierte mit dieser Premiere auf der Fashion Week Berlin ein Exempel. Das Zusammenspiel von Tradition und Moderne erfrischte die klassische Handschrift von Rena Lange auf wundervolle Weise und sorgte für neuen Erfolg: die Kollektion erstaunte die Branche und brachte Lob knallharter Modekritiker ein. Der anhaltende Erfolg weckte internationales Interesse und ein Salzburger Privatunternehmen behielt Rena Lange im Auge. Was 1916 einmal als kleines Dessous-Geschäft angefangen hatte, ist in den 60er Jahren unter der Führung von Renate Günthert und ihrem Mann Peter zu einem Luxuslabel der Extraklasse aufgestiegen. Die Marke Rena Lange steht seither für luxuriöse Kreationen mit sportlicher Eleganz von herausragender Qualität und brauchte sich nie vor der französischen Konkurrenz zu verstecken. Aus gutem Grund zählt das Unternehmen Rena Lange etliche Stars zu seinen Kunden und exportiert die neuesten Kollektionen in mittlerweile 35 Länder der Welt. Kleider wie maßgeschneidert, die perfekte Passgenauigkeit und die herausragende handwerkliche Qualität des Ateliers Rena Lange sprechen eben für sich.
Im Dezember 2012 endet nun die Geschichte der Münchner Traditionsmarke in dritter Generation der Familie Günthert aber ein Grund zur Traurigkeit besteht keinesfalls, denn Rena Lange bleibt uns trotzdem erhalten. Das fast 100-jährige Ready-to-Wear-Label aus München wechselte seinen Besitzer und ist nunmehr in bester Gesellschaft im Markenportfolio von Rudigier & Partner aufgehoben. Günthert hat mit Dr. Siegmund Rudigier einen guten Nachfolger gefunden, der seine Erfahrungen im Modebusiness bei Konzernen wie Wolford, Mabrun und später bei LVMH als President Retail Devision für Donna Karan sammelte. Rudigier sieht Rena Lange als eine der wenigen deutschen Marken mit Tradition, internationalem Potential und Markenstärke und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Luxuslabel behutsam zu modernisieren. Mit einer neuen Designerin an der Spitze, Annick Gorman, soll die Brand-DNA in einer neuen Fassung glänzen. Gorman muss eine Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne bewältigen aber dank ihrer Erfahrungen in Häusern wie Cacharel und Céline sollte das überhaupt kein Problem für sie sein. Von Rena Lange dürfen Sie also auch in Zukunft viel frischen Wind für Ihre Garderobe erwarten!
Herzlichst Ihre,
Annika Fromm